" Figürliches " in und an unserer Kirche
" Ich sehe dich in tausend Bildern, Maria, lieblich ausgedrückt; doch keins von allen kann dich schildern, wie meine Seele dich erblickt ",
bekennt Novalis, und bei Theodor Fontane lesen wir:
" Wo die Madonna weilt, da weilt die Schönheit und die Freude ".
Die Marienverehrung ist so alt wie die Katholische Kirche selbst. In der ganzen Welt verehren Christen die Gottesmutter Maria, sie pilgern zu den Marienwallfahrtsorten, den großen wie den kleinen regionalen Stätten. Lourdes ist heute - zusammen mit Guadalupe in Mexiko- der größte und am meisten besuchte Wallfahrtsort der Kirche und täglich kommen Tausende aus allen Erdteilen dorthin.
Aber auch in unserer, der Himmelfahrt Marias geweihten Kirche, finden sich zahlreiche Beispiele der Marienverehrung.
Ob es die Bronzeplastik der zum Himmel auffahrenden Gottesmutter Maria, außen an der rechten Seite des Kirchengiebels, die Statue der Mutter Gottes innen, oder die Ikone " Unsere liebe Frau von der immerwährenden Hilfe " ist. Maria ist immer mit dabei.
Die Bronzeplastik (Hohlgalvanoplastik) der zum Himmel auffahrenden Gottesmutter Maria, der Patronin unserer Kirche, ist seit dem 15.08.1938 außen an der rechten Seite des Giebels angebracht. Nach einem Entwurf Ludwig Nolde`s (1888-1958) in Osnabrück, wsl. in der Württembergischen Metallwarenfabrik gegossen, ist die Figur 2 ½ m hoch, und über 4 Zentner schwer (225kg).
Das der Entwurf und die spätere Figur von Ludwig Nolde stammt, zeigt nicht nur die Signierung auf der Figur (unten rechts), somdern auch noch vorhandene Darstellungen eines Entwurfes (vor dem 23.06.1937 entstanden), die Einträge seines Werkbuches 1938 zu den zwei Modellen aus Lindenholz (die nicht genommene Modell-Variante existiert noch heute in der Hl. Kreuz Kirche von Osnabrück-Schinkel, der Verbleib des anderen Modells ist unbekannt) und der Eintrag zur Bronzefigur (1938 / Nr.381). Auch weitere von ihm stammende Werke im selben Stil – wie die des „Guten Hirten“ - weisen darauf hin.
Die Figur wurde unserer Pfarrkirche von dem damaligen Kaplan Bernhard Leffers (1935-1938) - dem späteren Pastor von Warnemünde - geschenkt.
" In ihrer jugendlichen Schönheit geht ihr Blick weit hinaus, sie verlässt die Erde, ihre Hände weisen uns den Weg. Zum einen zeigt die Hand in die Höhe. Auf Gott sollen wir schauen und auf ihn uns ausrichten. Zum anderen ist ihre Hand auf`s Herz gelegt: Maria bewahrte alles, was der Engel ihr sagte, in ihrem Herzen. Gotteserfahrung geschieht im Herzen und diesen Schatz müssen auch wir schützen und bewahren. " Pfr. R.Sobania
Das Bild "Unsere liebe Frau von der immerwährenden Hilfe" stammt noch aus der alten Barackenkirche im Gefangenenlager auf der Bockhorst und war ein Geschenk Aachener Christen an den damaligen Militärpfarrer Bayer.
Die auf Blech gemalte Ikone "Unsere liebe Frau von der immerwährenden Hilfe" in der Kirche hinten links ist eine Kopie der ursprünglich in der römischen Kirche des hl. Apostels Matthäus (sie lag zwischen der Basilika St. Maria Maggiore und der Lateranbasilika) befindlichen Ikone aus dem 14. Jahrhundert.
Im Laufe der Zeit hat unsere Ur-Ikone viele Namen bekommen: "Jungfrau der Passion", "Die Goldene Madonna", "Mutter der Heimstätten der Katholiken" oder "Mutter von der Immerwährenden Hilfe". Das ist auch der Name, unter der - gemäß dem Wunsch von Papst Pius IX. - sie dann bekannt gemacht wurde.
Die Geschichte ihrer Verbreitung zeigt, wie Gott auch auf krummen Zeilen gerade schreiben kann, denn es ist die Geschichte eines unbekannten Künstlers, eines reuigen Diebes, eines neugierigen kleinen Mädchens, einer verlassenen Kirche, eines alten Ordensmannes, eines Papstes, eines Krieges - einer langen Geschichte. Vor allem aber ist es die Geschichte der Gegenwart Mariens im apostolischen Leben der Missionare der Kongregation vom Allerheiligsten Erlöser - der Redemptoristen in deren römischer Kirche Sant' Alfonso all' Esquilino, sich das Bild heute befindet.
Die Ikone stellt Maria mit dem Jesuskind inmitten zweier Engeln dar. Die griechischen Buchstaben über ihren Köpfen geben abgekürzt die Namen von Jesus, der Muttergottes, der Erzengel Gabriel und Michael wieder. Statt Harfen oder Trompeten tragen sie die Leidenswerkzeuge (ein Gefäß mit Galle, Lanze und Rohrstängel, sowie das Kreuz und die vier Nägel).
Im byzantinischen Stil der Ostkirche gemalt, ist nicht die Darstellung einer schönen Landschaft oder Person sondern die Übermittlung einer spirituellen Botschaft Absicht. Das Bild ist daher wie ein Tor, nett anzusehen, aber wer möchte nur dastehen und auf das Tor schauen? Wir möchten es öffnen und hindurchgehen, und ES will uns in eine neue Welt führen.
Am 29. November 2015 erfolgte eine besondere Ikonenweihe in einem Festgottesdienst mit unserem Weihbischof Norbert Werbs. 329 Jahre nach seinem Tod am 25. November 1686 in Schwerin (jul., greg. = 5. Dezember) gedenken wir damit des seligen Niels Stensen (* 01.01.1638 in Kopenhagen). Er war ein dänischer Arzt, wegweisender Anatom und Naturforscher der 1675 katholischer Priester in Florenz am Hof der Medici wurde, 1677 Apostolischer Vikar des Nordens in Hannover (1684 in Hamburg), von 1680-83 als Weihbischof in Münster war und zuletzt 1685 Bischof in Schwerin wurde. Sein Leichnam wurde auf Wunsch des toskanischen Großherzogs Cosimo III. de’ Medici nach Florenz überführt und befindet sich dort in der "Cappelle Medicee" - der Grabkapelle der Medici hinter der Basilica di San Lorenzo.
Papst Johannes Paul II. hatte ihn am 23. Oktober 1988 seliggesprochen - sein kirchlicher Gedenktag ist jedoch der 25. November.
Die Ikone wurde 2015 von der uns schon bekannten Ikonenschreiberin Ursula Räke aus Altenmedingen geschaffen. Sie hat von der serbischen Schwester Nektarija das Malen der Heiligenbilder gelernt.
Zu beiden Seiten des Chores stehen auf den Seitenaltären Figuren. Links die Statue St. Marien und rechts St. Joseph mit dem Jesuskind auf dem Arm.
Beide Statuen wurden seinerzeit der Güstrower Barackenkirche von der Mutterpfarrei Rostock geschenkt. Sie sind wie die Bronzeplastik draußen von dem Osnabrücker Bildhauer Ludwig Nolde geschaffen worden (wahrscheinlich vor 1919).
Dass wir Maria, Josef oder andere Heilige um ihre Fürsprache bei Gott anrufen, liegt nicht daran, dass wir ihnen mehr vertrauen oder gar von ihnen göttliche Hilfe erwarten. Denn das wäre mit dem katholischen Glauben nicht zu vereinbaren, im Gegenteil. Maria und die Heiligen stehen ihnen gerade als " Nur-Menschen ", als Geschöpfe nahe. Gerade darum besteht eine Freundschaft zwischen den schon ans Ziel gekommenen Menschen und uns, die wir noch unterwegs sind. So wie jeder Christ es als selbstverständlich findet, in einem besonderen Anliegen andere Menschen um Gebetshilfe zu bitten, so bitten wir Maria und die Heiligen, die bei Gott sind, und denen wir uns verbunden wissen, um ihre Fürbitte. Die Liebe, die Mitmenschlichkeit hört im Himmel nicht auf (1 Kor 13,8). In Vielem bedient sich Gott anderer Menschen, um uns seine Liebe zu vermitteln: der Eltern, der Lehrer ... Warum also nicht auch der Heiligen!
Eine gesunde Marienverehrung verleiht daher unserem Glauben Wärme und Glanz und verhindert, dass wir als allzu gedrückte und verbiesterte Christen unseren Weg gehen.
Der Apfel zu ihren Füßen war im Altertum ein Symbol der Fruchtbarkeit und der Unsterblichkeit (goldene Äpfel der Hesperiden). Er steht hier für das biblische Bild vom Reiz zur Erkenntnis, und damit für den Sündenfall Adam und Evas. Die Schlange (oftmals auch ein Drache) unter ihrem Fuß deuten auf den Sieg Marias über den Versucher und damit über die Sünde hin.
Der Halbmond zu ihren Füßen, ist in seiner Darstellung hier, sicher nicht nur ein Relikt der heidnischen Vergangenheit, große Personen oberhalb von Sonne oder Mond darzustellen, um diese damit besonders zu ehren. Er war auch ein Attribut der Mondgöttin Artemis, oder der römischen Parallelgöttin Lucina, die bei Geburten angerufen wurde, aber auch die Göttin der Keuschheit war. Die Jungfrau Maria, ebenfalls auf den doppelten Aspekt der Keuschheit und des Gebärens hinweisend, wird daher ebenfalls oftmals mit der Mondsichel dargestellt, dem Symbol des weiblichen Prinzips, der Wandlung und des Wachstums. Die biblische Perspektive gibt dem Mond, dem " kleinen Licht zur Beherrschung der Nacht " (Gen 1.6), einen Dienst für bestimmte Zeiten (Ps 104.19; Sir 43.6).
Ein weiteres auslösendes Element seiner Darstellung ist aber sicher auch die Offenbarung des Johannes. " Dann erschien ein großes Zeichen am Himmel: eine Frau, mit der Sonne bekleidet; der Mond war unter ihren Füßen und ein Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt. " (Offb. 12.1)
Wie der Drache oder auch die Schlange der Teufel, so ist auch die Frau eine symbolische Gestalt, Sinnbild des Gottesvolkes des Alten und Neuen Bundes. Das Bild von der Geburt eines Sohnes und von dessen Herrschaft über die Völker steht daher in der Tradition messianischer Deutung prophetischer Texte (Jes 7,14; 66,7).
Seit dem Jahr 2011 gibt es in unserer Kirche "feststehende Ambonen". Das linke Ambo ziert zusätzlich ein bronzener Abguss einer Skulptur des "Auferstandenen Christus", die vom verstorbenen Altpfarrer Hans Naczenski geschaffen wurde.
Die Auferstehung von den Toten (Joh. 20, 1-18ff) bestätigt Jesus von Nazareth als den von Gott dem Vater gesandten Messias und Erlöser aller. Er ist der "Erstling der Entschlafenen" (1. Kor 15) und seine Auferstehung bildet somit die Grundlage unseres Glaubens - bedeutet für uns Heil und ewiges Leben.
Als Jesus am Kreuz zum ersten Mal seinen Mund auftut, ist es keine Drohung die über seine Lippen kommt, auch keine letzte Selbstverteidigung. Nein. Dieser von "Menschen" verhöhnte und geschundene übernimmt sogar die Verteidigung seiner Peiniger. Und seine "Verteidigungsrede vor dem Allerhöchsten" heißt:
" Vater vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun! "
Als Werke moderner Holzschnitzkunst erhielt unsere Kirche (nach 1946) verschiedene Figuren und Plastiken. Eine von ihnen ist die am linken Pfeiler hinten in der Kirche angebrachte Plastik des Antonius von Padua mit einem Kind auf dem Arm. Es ein Werk des Berliner Professors Paul Dierkes (1907-1968).
Es ist aus einem Jahrhunderte alten Eichenholzbalken eines 1945 von Bomben zerstörten Hauses aus Münster in Westfalen gearbeitet.
Antonius von Padua (eigentlich: Fernando Martini), war ein liebenswürdiger, aus Lissabon stammender Jünger des heiligen Franz v. Assisi (ursprünglich im Augustiner-Chorherren-Orden). 1195 geboren starb er am 13.6. 1231 in Arcella bei Padua. Er wurde wegen seiner vom Geist des Evangeliums ganz durchdrungenen Predigten von Papst Pius XII. zum Kirchenlehrer ernannt, ist Patron von Padua, Lissabon, Paderborn und Hildesheim; der Armen und Sozialarbeiter, der Liebenden und der Ehe, der Frauen und Kinder, der Bäcker, Bergleute, Schweinehirten und Reisenden, der Pferde und Esel; Hilfe gegen Unfruchtbarkeit, teuflische Mächte, Fieber, Pest und Viehkrankheiten; bei Schiffbruch und in Kriegsnöten; gute Entbindung, dem Altwerden, eine gute Ernte und für das Wiederauffinden verlorener Gegenstände.
Die rechte Pfeilerfigur in der Kirche hinten rechts schuf unser Altpastor Hans Naczenski i.R. Sie stellt die heilige Beatrix dar, deren Reliquie zusammen mit denen ihrer Brüder Simplizius und Faustinus im Hauptaltar geborgen sind.
Während der Christenverfolgung unter Kaiser Diokletian (286-305) erlitt Beatrix mit ihren beiden Brüder im Jahr 290 in Rom das Martyrium (ihr Fest wird am 29. Juli gefeiert).
Nachdem ihre Brüder ermordet wurden, begrub Beatrix die Leichname, die von den Häschern zunächst in den Tiber geworfen worden waren, an der Via Portuensis. Kurz darauf wurde auch sie verhaftet und im Kerker erdrosselt (begraben wurde sie dann neben ihren Brüdern).
Die Legende erzählt, dass sich die Fessel um den Hals der Heiligen Beatrix im Augenblick des Sterbens in einen Blütenkranz verwandelte, den sie als Symbol ihres Lebens `gen Himmel reicht. Über ihrer Grabstätte soll noch im 4. Jh. eine Kirche erbaut worden sein.
Ebenfalls ein Werk des Berliner Professors Paul Dierkes (1907-1968) ist die Figurengruppe mit dem Hlg. Konrad von Parzham (sie befindet sich in der Kirche hinten links). Konrad war der Sohn einer Bauersfamilie und wurde am 22.12.1818 als Johann Evangelist Birndorfer in Parzham geboren. Bis zu seinem 31. Lebensjahr arbeitete er wie alle seine Geschwister auf den Feldern und Äckern, verzichtete dann aber 1849 auf den Hof und trat als Laienbruder in das Kapuzinerkloster St. Anna in Altötting ein. Am 4. Oktober 1852, drei Jahre später legte er das Gelübte ab und nahm den Namen Konrad an.
Sein Amt als Klosterpförtner sollte seine Lebensaufgabe werden, für die er sich aufopferte bis zu seinem Tod und die ihm vom Papst den Namen " der ewige Pförtner" eintrug. Konrad selbst meinte einmal in einem Brief an seine Schwester: "Mir geht es immer gut. Ich bin immer glücklich und zufrieden in Gott. Ich nehme alles mit Dank vom lieben Himmelsvater an, seien es Leiden oder Freuden, er weiß wohl, was besser ist für uns. "
Tausende von Kerzen leuchteten am 20.4.1934 im Petersdom zu Rom, als Papst Pius XI. ihn heilig sprach (Selig gesprochen -1930). Seine Demut und die aufopfernde Hilfsbereitschaft waren es, die diesen bescheidenen Mann unvergessen machen und ihn zu einem Heiligen werden ließen.
" In ihm erglänzen Reinheit und Demut, Liebe zu Gott und zum Nächsten, Pflichttreue ", so Papst Pius XI. bei seiner Heiligsprechung am 20. April 1934.
Johannes der Täufer (Deckelfigur auf dem Taufwasserbecken) wird oftmals in Verbindung mit einem Taufbecken dargestellt oder mit Wasser und Brunnen in Verbindung gebracht, daher beruht auch seine große Verehrung, die ihm vor allem am Johannestag (24. Juni) entgegengebracht wird.
Auch bei uns schmückt Johannes den Taufstein aus belgischem Marmor, ein Geschenk zur Kirchweihe 1929.
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